Im Januar 1869 wurde in Spandau der katholische Gesellenverein ins Leben gerufen, der erst im Jahre 1933 nach seinem Begründer, dem Kölner Priester  Adolph Kolping, umbenannt wurde. Der Gründungsgottesdienst fand am 31. Januar 1869  in der damaligen Gemeindekirche St. Marien am Behnitz statt. Der Verein bestand am Anfang aus 31 Aktiven und 20 Ehrenmitgliedern. Der Zweck des Vereins war derselbe, wie ihn die Kölner Statuten vorschrieben: Erweiterung der Allgemeinbildung und Charakterbildung der Gesellen, um sie zu guten Christen, zu tüchtigen Menschen im Beruf und damit zu brauchbaren Bürgern heranzuziehen.

 

Traditionell ist es das Ziel der Gemeinschaft, Menschen für ihr gesellschaftliches Engagement zu stärken. Schwerpunkte der heutigen Arbeit sind Themen wie die Weitergabe des Glaubens, Einsatz für den Frieden, Stärkung der Familie, menschenwürdiges Altern und die Integration von Fremden.

 

Trotz des blühenden Aufschwungs in den ersten Jahren nach der Gründung musste der Gesellenverein in den Jahren 1871 bis 1920 ständig Rückschläge erfahren. So kam es, dass erst am 23. September 1927 der Gesellenverein an das anknüpfen konnte, was 1869 so hoffnungsvoll begonnen hatte. "Vater der Gesellen" wurde der Pfarrer der Gemeinde, Erzpriester Victor Schiwy. Bruno Koscielny stand dem Verein als Senior vor. Fast 80 Mitglieder entfalteten ein reges Vereinsleben im Sinne Adolph Kolpings. 1933 begannen aber schon neue Probleme heraufzuziehen. Am 26. Juli 1938 wurden die Berliner Kolpingsfamilien durch die Gestapo aufgelöst. Damit war auch für die Spandauer Kolpingbrüder die offizielle Arbeit unmöglich geworden. Doch man traf sich weiter in den Wohnungen einzelner Mitglieder. Diese Treffen waren Kraftquellen in der Notzeit.

 

Der 2. Weltkrieg riss wieder Lücken in die Zahl der Mitglieder. Nach dem Kriegsende 1945 begann auch der Wiederaufbau der Spandauer Kolpingsfamilie. Obwohl die Kirche und das Gemeindehaus zerstört waren, versprachen am 7. Februar 1946 30 Kolpingbrüder feierlich, ihre ganze Kraft für die Ziele Adolph Kolpings einzusetzen. Präses wurde der geistliche Rat Willy Nawrot. Die Mitgliederzahl wuchs ständig. Ende 1961 wurde die Gruppe 'Jungkolping' gegründet, doch sie bestand nur vier Jahre, denn es mangelte an Nachwuchs.

 

Die Gesamtzahl der Kolpingbrüder betrug im Jahre 1966 88 Gesellen, und noch heute gehört unsere Kolpingsfamilie trotz des Rückgangs der Mitgliederzahlen zu den stärksten Gemeinschaften im Diözesanverband Berlin. Viel trug dazu bei, dass man in den 1970er-Jahren auch Frauen in die Kolpingsfamilie aufnahm, und es ist gewiss im Sinne unseres Gründers, wenn sich an dem allwöchentlichen Treffen – bei uns ist es der Dienstag – Männer und Frauen zusammensetzen.

 

Im Dekanat Spandau wurden durch die Neubaugebiete neue Gemeinden gegründet, und somit entstanden auch neue Kolpingsfamilien. Nach Rückgang der Mitgliederzahlen haben die Kolpingsfamilien im Dekanat Spandau gemeinsame Veranstaltungen organisiert, wie z. B. Fastnachtskehraus, Maiandacht, Dampferfahrt, Rosenkranzandacht und Rorateamt. Ebenso waren wir 15 Jahre lang mit einem Stand auf dem Spandauer Weihnachtsmarkt vertreten. 1982 beteiligten wir uns am Festumzug zur 750-Jahr-Feier Spandaus, und 1993 waren wir Gastgeber der 26. Internationalen Kolping-Friedenswanderung mit über 250 Teilnehmern aus 5 Ländern. Seit der Wende wurde die Dekanatsarbeit auf das Umland ausgeweitet und der Bezirksverband West gegründet.

 

Auch mit westdeutschen Kolpingsfamilien haben wir Freundschaften aufgebaut. So haben wir Kontakte zu den Kolpingsfamilien Fulda, Herbstein, Neunburg vorm Wald, Remscheid-Lennep und Riesenbeck. Im Jahre 2000 haben wir mit 60 Mitgliedern unseres Bezirksverbandes am Kolpingtag 2000 in Köln teilgenommen.

 

Heute ist die Kolpingsfamilie nicht nur aktiver Teil unserer Gemeinde, sondern beteiligt sich auch an Veranstaltungen im Bezirks- und Diözesanverband.

 

Kontakt: Felicitas Stengert (Tel. 030 / 22 00 63 27), Georg Michaelis (Tel. 030 / 35 30 36 04)

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