Das Pastoralkonzept der Pfarrei können Sie hier auch als PDF herunterladen.
Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen (Mt 18,20)
Pfarrei „Heilige Familie“
mit den Gemeinden St. Johannes der Täufer, St. Joseph, St. Konrad, Maria Hilfe der Christen, St. Lambertus, St. Stephanus
Kapitel I (Textteil)
1. Der Weg zur neuen Pfarrei
1.1 1.2 1.3 1.4 1.5
2. Kirchen, 2.1 1.1 1.2
Vorbemerkung
Einleitung
Biblisches Leitwort
Name der Pfarrei
Pfarrkirche, Verwaltungsbüro und Gremien
Orte kirchlichen Lebens Daten
Sozialraumerkundung Herausforderungen
3. Woran 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6
wir arbeiten Liturgie
Kinder, Jugend, Familie
Senioren
Diakonie
Evangelisierung Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit
4. Was wir uns vorgenommen haben
-
4.1 Liturgie
-
4.2 Kinder, Jugend, Familie
-
4.3 Senioren
-
4.4 Diakonie
-
4.5 Evangelisierung
-
4.6 Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit
1
Kapitel II (Papiere)
5. Schutzkonzept
6. Übersicht über die Gemeinden und Orte kirchlichen Lebens auf dem Pfarrgebiet, evtl. mit
Fotos
7. Texte der AG
2
1. Der Weg zur neuen Pfarrei
1.1 Vorbemerkung
Die Corona-Pandemie mit Ihrem Lockdown hat uns noch einmal ungeschminkt die Schwächen unseres institutionell geprägten Glaubens vor Augen geführt. Es zeigt uns, dass wir uns wieder auf den Ursprung besinnen müssen. Ausgehend von der Botschaft Jesu wollen wir wieder die geistliche Dimension der Sakramente, die geistliche Substanz entdecken sowie daraus diakonisch zu handeln. Wir müssen auch beginnen, die Medien für die Verkündigung, für das Gebet, für die Mission zu verwenden und das situative persönliche Gebet mit Gott wieder zu pflegen. Dazu werden wir geeinigte Formen finden müssen. Auch der Missbrauchsskandal und seine Folgen stellen die Katholische Kirche vor eine immense Herausforderung. Wir wollen vor Ort deutlich machen, dass christliche Werte in unserer Pfarrei gelebt werden.
Angesichts der künftigen finanziellen Ressourcen werden außerkirchliche Orte an Bedeutung gewinnen. Daher werden wir uns aufmachen punktuell an frequentierten Orten präsent zu sein und dazu auch Räume von anderen Glaubensgemeinschaften, Vereinen oder Institutionen mit zu nutzen.
1.2 Einleitung Anlässlich des Besuchs von Erzbischof Dr. Heiner Koch und einem Pontifikalamt in der Kirche Maria, Hilfe der Christen wurde der Pastorale Raum Spandau-Nord/Falkensee am 5. März 2018 offiziell errichtet. Ihm gehören die Pfarreien Maria, Hilfe der Christen (Spandau) mit St. Lambertus und St. Elisabeth (Hakenfelde), St. Joseph (Siemensstadt/Charlottenburg Nord) mit St. Stephanus (Haselhorst) und St. Konrad von Parzham (Falkensee/Schönwalde-Glien) mit St. Johannes der Täufer (Dallgow-Döberitz) an. Diesem Zusammenschluss waren viele Diskussionen in den Kirchengemeinden von ganz Spandau vorausgegangen und nicht alle Beteiligten fanden in diesem „Bündnis“ ihre Wunschvorstellung umgesetzt. Das zu diesem Zeitpunkt noch existierende Dekanat Spandau schloss auch die Gemeinden der zukünftigen Pfarrei St. Johannes der Täufer (mit St. Markus, Mariä Himmelfahrt und St. Wilhelm) ein. Um diesem Umstand Sorge zu tragen, sahen die jeweiligen Gründungsdekrete dieser beiden Pastoralen Räume eine verbindliche Kooperation vor, die nun auch in der künftigen Arbeit der neuen Pfarreien Niederschlag finden soll. Trotz der großen strukturellen Unterschiede zwischen den Gemeinden ist dieses |
Pastoralkonzept im konstruktiven und offenen Miteinander erarbeitet worden. Dieser Umgang untereinander soll auch künftig gepflegt und ausgebaut werden. 1.3 Biblisches Leitwort |
Jesus Christus spricht: Denn, wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Matthäus 18, 20)
3
Mit dieser Verheißung verspricht uns Jesus, dass es gleichgültig ist, wie viele sich in seinem Namen versammeln, er wird stets bei uns sein. Das ist eine Ermutigung für uns Christen 1– überall und zu allen Zeiten.
Früher, als die Christen noch verfolgt wurden und sich in kleinen Gruppen treffen mussten, wussten sie: Christus ist bei uns. Überall, wo wir Christen eine Minderheit sind oder werden, können wir uns trotzdem als vollwertige Gemeinde fühlen, denn er ist bei uns. Und wenn bei uns vielleicht bereits der sonntägliche Gottesdienst z.B. in den Ferien weniger besucht ist, ändert das nichts an der Qualität des Gottesdienstes. Denn nicht die Quantität der Christen zählt, sondern die Qualität der Anwesenheit Christi und die Authentizität der christlichen Gemeinde.
Allerdings bedeutet diese Verheißung Christi für uns auch, dass es der Gemeinschaft im Christentum bedarf. Christliche Gemeinschaft lebt davon, sich gegenseitig das Evangelium zuzusprechen. Das kann niemand alleine. Sich gegenseitig unterstützen und Gottes Wort teilen, das kann man nur, wo man sich gemeinschaftlich im Namen Christi versammelt, unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Konfession.
So ist und gibt uns das Schriftwort (Mt 18, 20) unter der Überschrift „Leben in der Gemeinde“ Verpflichtung und Richtschnur für unser Handeln.
1.4 Name der Pfarrei – Heilige Familie Die Heilige Familie mit Josef, Maria und dem Jesuskind wurde im 19. Jahrhundert propagiert als Vorbild, Tugendideal und Fürsprecher bei Gott. Als Antwort auf die Auswirkungen der Industrialisierung, die auch die katholische Soziallehre und Adolf Kolping inspiriert haben. Allerdings war und ist Familie immer Ort von Sehnsüchten und Konflikten. Da die Familienkonstellation von Jesus, Maria und Josef alles andere als ideal gewesen ist, kann sie vielleicht hilfreich für ein heutiges Verständnis von Familie sein. Den Sehnsüchten vieler Menschen nach idealen Grundwerten wollen wir uns in Verbindung mit dem Begriff Familie stellen. Hilfreich können uns dabei die Bildmotive der Verehrung der Heiligen Familie im Mittelalter sein. Diese reichen weit über die drei Personen hinaus, denn es tauchen viele weitere Verwandte auf, die nur in außerbiblischen Texten erwähnt werden. Da sind seine Großeltern Anna und Joachim, seine Tanten und Onkel mit ihren Kindern, den |
späteren Aposteln: eine echte Großfamilie, ein Generationenbild als Motiv der erweiterten Verwandtschaft bis zur Zusammenführung von Johannes und der Mutter Jesu unter dem Kreuz. |
1
Der Einfachheit halber werden in diesem Text männliche Formen verwendet, es sind jedoch alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen.
4
In diesen Bildern reihen sich die Stifter und Künstler oft mit ein und das Bild fordert auch den Betrachtenden auf, beizutreten. Die Botschaft ist klar: Zur Heiligen Familie gehören nicht nur Jesus, Maria und Josef oder die Figuren auf dem Bild oder diejenigen, die das Bild anschauen. Über Bluts- und Adoptionsverhältnisse hinaus gehören alle zur Heiligen Familie, die sich vom Wort Gottes ansprechen und motivieren lassen - oder - wenn Menschen ideale Grundwerte wie Treue und Bindung, verantwortliche Elternschaft und Wertschätzung des Lebens, Kinderfreundlichkeit und wechselseitige Verantwortung bejahen, ersehnen und, soweit es möglich ist, auch umsetzen, dann gehören sie bereits zur Heiligen Familie; dann sind sie heilige Familie. Die neue Pfarrei Heilige Familie Spandau - Havelland ist vom Zuzug geprägt. Wir wollen allen Heimat sein und Gemeinschaft bieten, die sich gemäß dem Vers aus dem Lukasevangelium „Meine Mutter und meine Geschwister sind die, die das Wort Gottes hören und danach |
handeln“ von der Botschaft Jesu inspirieren und leiten lassen. Wir wollen in unserer Pfarrei die Einheit in der Vielfalt leben. Dies beinhaltet, auch offen zu sein für unterschiedliche Lebensformen, deren Bedürfnisse sowie die Integration dieser Personen/Personengruppen. In diesen Sinn vertraut sich die Pfarrei der Hl. Familie an und stellt sich unter deren Schutz. 1.5 Pfarrkirche, Verwaltungsbüro und Gremien Die Pfarrkirche der Pfarrei ist aufgrund der vorhandenen Räumlichkeiten (Gemeindezentrum, Wohn- und Pfarrbürogebäude, Größe der Kirche) der Standort in der Flankenschanze mit der Kirche Maria, Hilfe der Christen. Das zentrale Verwaltungsbüro – als Ansprechstelle für alle Fragen der Pfarrei mit moderner technischer Ausstattung und möglichst umfassenden Öffnungszeiten – wird im Pfarrhaus Flankenschanze 43, Berlin angesiedelt. Daneben werden Gemeindebüros mit regelmäßigen Öffnungszeiten vor Ort zur Verfügung stehen. Entsprechend dem Ansinnen des Prozesses „Wo Glauben Raum gewinnt“ bleiben alle Gemeinden erhalten. Lediglich durch die Verlagerung des bisherigen Standortes des Seniorenheimes St. Elisabeth wird dieser Gottesdienststandort aufgegeben. Die Gremienstruktur der Gemeinden ist dazu wie folgt geplant: |
St. Joseph und St. Stephanus, |
|
bilden jeweils einen Gemeinderat. Zukünftige Änderungen in der Gemeindegliederung (z.B. neue Gemeinden) oder in der Gemeindeverwaltung (z.B. anderer Zuschnitt der Gemeinderäte) sind damit nicht ausgeschlossen.
5
2. Kirchen, Orte kirchlichen Lebens
2.1 Daten
In der Pfarrei „Heilige Familie“ leben auf einer Fläche von zirka 105 Quadratkilometern rund 16.000 Katholiken; es gibt acht Kirchen, drei Kitas (mit 64, 68 und 100 Plätzen; Caritas verwaltet), ein Seniorenheim in Trägerschaft der Pfarrei (mit 44 Plätzen), 14 Wohnungen sowie 5 Pfarr-/Gemeindehäuser und ein Baugrundstück. Außerdem nutzen die polnisch- und kroatischsprachigen Gemeinden Gottesdienststandorte und Gemeinderäume der Pfarrei. Auch zahlreiche andere Orte kirchlichen Lebens, wie eine Grundschule und zwei Seniorenzentren der Caritas, befinden sich auf dem Pfarrgebiet.2
Die räumliche Ausdehnung der neuen Pfarrei vom Bezirk Spandau bis in den Speckgürtel hinein bedeutet nicht nur, dass geographisch neue Wege zu bewältigen sind, sondern auch, dass es deutliche Unterschiede zwischen den sozialen Strukturen, der Sozialisation der Gemeindemitglieder und dadurch auch der Bedürfnisse vor Ort gibt. Bezirke mit städtischer Prägung sind ebenso Teil der Pfarrei, wie solche mit einem eher dörflichen Charakter. Nicht nur die Inkludierung zweier Bundesländer, und damit verschiedener juristischer Regelungen erschwert mitunter ein konzertiertes Handeln, sondern auch die verschiedenen kommunalen Verwaltungsstrukturen und die evangelischen Kirchenkreise stellen eine Herausforderung dar.
Orte kirchlichen Lebens:
-
Das Caritas Beratungszentrum neben der Kirche Maria, Hilfe der Christen in Spandau
-
Die Caritas Suchtberatung in Falkensee – Caritas Contact Café
-
Allgemeine soziale Beratung der Caritas in den Gemeinderäumen von St. Stephanus in Haselhorst
-
Die Caritas Sozialstation Spandau in Spandau
-
Das St. Elisabeth Seniorenheim in Hakenfelde
-
Das Caritas-Seniorenzentrum St. Johannes in Dallgow-Döberitz
-
Das Caritas-Seniorenwohnhaus St. Stephanus in Haselhorst
-
Gemeindeeigene Kitas in Spandau, Haselhorst und Dallgow-Döberitz
-
Die Katholische Grundschule Bernhard Lichtenberg mit 320 Plätzen in Spandau
-
Religionsunterricht an öffentlichen Schulen
2
Siehe hierzu Kapitel II: Übersicht über die Gottesdienststandorte und Orte kirchlichen Lebens auf dem Pfarrgebiet
6
-
Die Krankenhausseelsorge für das Vivantes Klinikum Spandau in Spandau und das Wichernkrankenhaus in Hakenfelde
-
Ehrenamtliches Engagement in der Senioren-, Kinder- und Jugendarbeit durch zahlreiche Gemeindemitglieder in den Gemeinden
-
Die ehrenamtliche Suppenküche in den Gemeinderäumen von Maria, Hilfe der Christen in Spandau
2.2 SOZIALRAUMERKUNDUNG
Die im Bezirk Spandau liegenden Gemeindegebiete – Hakenfelde, Haselhorst, Siemensstadt und Charlottenburg Nord – sind geprägt durch den Siedlungsbau der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit den naheliegenden teils ehemaligen Industrieansiedlungen. Ziel war es, den Bedarf an preiswerten Kleinwohnungen für Arbeiterfamilien zu decken. Ergänzende Geschossbauten wurden in der Nachkriegs- und Mauerzeit errichtet.
Heute leben hier viele Familien, die von Armut bedroht oder betroffen sind. Das ursprüngliche soziale Milieu – hier die Arbeiter, die Mittelschicht – löst sich auf bzw. wird aufgrund des demografischen Wandels durch sozial benachteiligte Menschen, oft mit Migrationshintergrund, verändert. Andererseits wuchsen diese Quartiere durch den Wohnungsbau nach der Wende und werden auch in den kommenden Jahren weiterwachsen. In den letzten Jahrzehnten wurden u.a. in der Wasserstadt Spandau am Havelufer – in Hakenfelde und Haselhorst gelegen - über 2000 Mietwohnungen und Sozialwohnungen, aber auch Reihen- und Doppelhäuser, errichtet. Des Weiteren wird in den nächsten Jahren Siemens2 als Stadtteil errichtet. Arbeiten, Forschung und Leben sollen dort miteinander vereint werden, hier werden ca. 3000 Wohnungen unterschiedlichster Kategorien entstehen.
Das Zentrum von Spandau war lange Zeit vom Mittelstand gekennzeichnet. Schritt für Schritt zogen, beginnend im Lutherkiez in der Spandauer Neustadt – entstanden am Ende des 19. Jahrhunderts in der Zeit des industriellen Aufschwungs in Spandau - viele Familien mit muslimischer Kultur hierher. Die Verweildauer im Kiez ist nicht lange, viele Menschen leben von Transferleistungen. Bezirk und Kirchen versuchen, durch soziale Angebote im Kiez die Situation zu lindern.
Die im Speckgürtel im Westen von Berlin liegenden Gemeinden St. Konrad von Parzham, Falkensee, Schönwalde Glien und St. Johannes der Täufer in Dallgow-Döberitz stehen beispielhaft für die Entwicklung seit der politischen Wende. Menschen, insbesondere aus Berlin, ziehen ins Umland; dabei handelt es sich meist um besserverdienende Familien mit Kindern. Die meisten Häuser sind Einfamilienhäuser. Die Grundstückspreise und Mieten
7
steigen. Der Geschosswohnungsbau wird daher nun angeschoben. Soziale Notlagen treten versteckt auf; aber es gibt sie.
Die Unterschiedlichkeit der Milieus und damit die Lebenssituationen der Menschen, die im Raum unserer Pfarrei leben, sind beeindruckend. Allerdings wandelt sich das Milieu der von der DDR geprägten Christen im Speckgürtel langsam. Diese stellen einen hohen Anteil an den Gottesdienstteilnehmenden dar, gleichzeitig engagieren sich viele Zugezogene.
Allen Gemeinden ist gemein, dass die Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner noch wächst. Im Zusammenhang mit dem sogenannten „Entwicklungsband West“ entstehen in den Gemeindegebieten von St. Stephanus, St. Joseph und St. Lambertus alleine bis 2025 ca. 13.000 neue Wohneinheiten, bis 2030 weitere 2.600. Bei vorsichtigen Schätzungen bedeutet dies einen Zuwachs von 3.200 Katholiken für die Pfarrei. Eine ökumenische Kooperation mit der Firma Siemens zur Entwicklung auf deren bisherigen Firmengelände „Siemens2“ ist bereits angestoßen. Darüber hinaus wird auf dem 500 ha großen Areal des ehemaligen Flughafens Tegel ein Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien - Berlin TXL – The Urban Tech Republic - und ein neues Wohnviertel - das Schumacher Quartier - entstehen.
Auch der Speckgürtel ist weiterhin vom Zuzug geprägt. Gemäß Bevölkerungsentwicklung 2012-2030 wird über das Jahr 2025 hinaus Dallgow Döberitz wachsen, während im Landkreis Havelland und im Land Brandenburg die Entwicklung insgesamt bereits rückläufig sein wird.
An allen Standorten steht dem Wachstum allerdings ein Rückgang der Gottesdienstbesucher gegenüber. Des Weiteren befinden sich die sozialen Strukturen einhergehend mit der schwindenden Bindung an die Kirche im Wandel. Die Prägung der Gemeinden schwindet mit der Veränderung der Bevölkerungsstruktur. Arbeitgeber, wie Siemens, Osram, Orenstein und Koppel spielen heute nicht mehr die Rolle wie im letzten Jahrhundert. Trotz allem wird die Identität der Gemeinden lebendig gehalten und Glauben sowie kirchliches Leben vor Ort praktiziert. Nicht zuletzt die vorhandenen Verbände, wie Kolping und KAB, zeugen davon. Der Bedarf an der christlichen Gemeinschaft und den Vollzügen der Kirche ist ausgeprägt. Für die Menschen vor Ort ist es essentiell im Alltag durch die Kirchen- und Gemeindegebäude wahrgenommen zu werden. Die Gemeinden sind Identifikationspunkte vor Ort und somit Heimat. Damit gehen sie über einen Gottesdienststandort hinaus, weil sie Träger von Seelsorge und Diakonie in ihrem jeweiligen Sozialraum sind.
2.3 Herausforderungen
Grundsätzlich soll die Vertretung der Kirche im Bezirk einvernehmlich mit der Pfarrei St. Johannes der Täufer in Spandau geklärt werden. Regelmäßige Treffen der beiden Pfarreiräte (Vorstände der Pfarreiräte) werden vereinbart, um so Spandauer Anliegen gemeinsam gestalten zu können.
8
Des Weiteren ist die zukünftige Nutzung der Kirche St. Marien / Behnitz in Spandau für die Pfarrei ungewiss. Hierbei handelt es sich um die älteste Kirche der Pfarrei und “Gründungskirche“ der Gemeinde Maria, Hilfe der Christen. Derzeit befindet sie sich im Privatbesitz mit ungeklärten Eigentumsverhältnissen. Während der Zeit im Privatbesitz wurde die Kirche grundlegend saniert.
3 Woran wir arbeiten
Als Pfarrei „Heilige Familie“ werden wir uns in Zukunft vermehrt an folgenden Leitideen orientieren, um unter den regionalen Bedingungen unsere Arbeit und Ziele zu fördern:
Organisatorisch wird sich weitgehend am Prinzip der Subsidiarität orientiert werden, wonach alles das in den einzelnen Gemeinden angeboten werden wird, was sinnvoll und machbar ist, während anderes zentral bleiben bzw. werden muss.
Die Leitung der Pfarrei obliegt dem leitenden Pfarrer in respektvoller Zusammenarbeit mit einem Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen, sowohl auf verwaltungstechnischer als auch auf pastoraler Ebene. Die Verwaltung der Pfarrei wird zentral durchgeführt, dezentrale "Kontaktbüros" und Ansprechpersonen bleiben bestehen.
Jedem Gemeinderat soll mit der Finanzplanung ein Budget zur Verfügung gestellt werden.
An allen Gemeindestandorten soll eine hauptamtliche Ansprechperson vor Ort zur Verfügung stehen, die gleichzeitig die Koordinationsfunktion für pfarreiweite Themen respektive gemeindeinterne Fragen übernimmt. Dies betrifft insbesondere die Bereiche Jugend (dezentral/zentral), Seniorenseelsorge (dezentral), Kinderseelsorge (dezentral), Prävention (zentral), Ehrenamt (dezentral), liturgische Dienste (dezentral), Kirchenmusik (dezentral/zentral), Sakramentenkatechese (dezentral) und Glaubensvertiefung (dezentral).
An jedem Standort wird es weiterhin mindestens einen sonntäglichen (Wort-) Gottesdienst geben; die generationenübergreifende Glaubensweitergabe und die Feier der Sakramente werden i.d.R. weiterhin dezentral erfolgen, bei Bedarf aber auch zentral möglich sein. Vor Aufgabe von Gottesdienststandorten wird geprüft und dokumentiert, ob durch den Einsatz von Gottesdienstbeauftragten für Wochenendgottesdienste die Gemeinde vor Ort als Communio erhalten werden kann.
Über zentrale Feiern für die gesamte Pfarrei („konkurrenzlos“) an wechselnden Standorten (z.B. Fronleichnam in Maria, Hilfe der Christen, Weihnachtsmarkt in St. Joseph, Sommerfest in St. Konrad o.ä.) soll das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und die Vernetzung erleichtert werden. Bisherige und neue Reiseangebote (RKW, Messdienerfahrt, Seniorenwallfahrt, etc.) sollen für die gesamte Pfarrei offen sein. Die selbstverwalteten Gruppen/Verbände sind für
9
die gesamte Pfarrei offen (z.B. Kolping, KAB, kfd, Pfadfinder, etc.). Wir werden das Interesse an diesen Angeboten in den verschiedenen Gemeinden unserer Pfarrei wecken und ausweiten.
Zu den, auf dem Gebiet der Pfarrei ansässigen muttersprachlichen Gemeinden, die ihren Hauptstandort in anderen Pfarreien haben, wird der Kontakt weiter ausgebaut und intensiviert. Insbesondere sollen Kontaktdaten in den Kommunikationsverteiler aufgenommen werden und über das Angebot einer stärkeren Einbindung in die Gremien gemeinsam nachgedacht werden.
Im Laufe des pastoralen Prozesses wurden Arbeitsgemeinschaften gebildet, deren zusammenfassende und weiterentwickelte Texte in den folgenden Punkten dargestellt sind (Die kompletten Texte der Arbeitsgemeinschaften finden sich im Kapitel II).
3.1 Liturgie /Spiritualität – den Glauben leben
Liturgie ist im besten Fall gelebte Spiritualität
Bei diesen Themen reicht es nicht aus, dass wir uns von dem leiten lassen, was sich für uns als tagtäglich mehr oder wenig geübte Praxis darstellt bzw. im Rahmen der Bestandsanalyse in Form eines noch versorgenden Kirchenlebens darstellt, denn Liturgie ist Werden und Wandel. Daher lohnt es sich, sich dem Ursprung zu zuwenden. So waren die ersten Christen geprägt durch die Versammlung im kleinen Kreis mit Wort-Auslegung, Brotbrechen und der tätigen Nächstenliebe in der Welt/im Alltag.
Für die Feier des Glaubens entwickelte sich eine förmliche Liturgie in der die Kirche das Mysterium von Tod und Auferstehung verkündet und feiert, damit wir - die Gläubigen - daraus leben und es in der Welt bezeugen können. Da ihre Form nicht starr ist, ergibt sich für uns, dass es einer kontinuierlichen Reflexion bedarf ohne dabei den eigentlichen Inhalt, das Fundament, in Frage zu stellen bzw. gefährden zu wollen.
Die Feier der Eucharistie als der Ort der Communio und somit Quelle für unser Leben ist uns besonders wichtig. Aber auch die Spendung der Sakramente, insbesondere das regelmäßige Angebot des Bußsakraments an allen Standorten und darüber hinaus Gottesdienste mit der Spendung der Krankensalbung, mit Segnungs- und Erinnerungselementen sowie Heiligenfeiern, Meditationen, Trauerbegleitung werden wir anbieten.
So soll das Sonntagsgebot über eine reine Pflichterfüllung hinaus erlebt werden. Wir, die Feiernden, müssen dazu den eigentlichen Sinn verstehen bzw. darin gefestigt werden, es zu glauben. D.h. wir müssen in Beziehung miteinander treten, damit Dialog und Feier Raum gewinnen können. In der Vorbereitung auf die Sakramente, aber auch in den Gottesdiensten, muss daher der eigentliche Sinn von Versammlung, Wort-Auslegung, Brotbrechen und
10
Gemeinschaft in Liebe in den Vordergrund treten. Dies beinhaltet die verlässliche Versammlung vor Ort unter Einbeziehung der vorhandenen und geschenkten Charismen und der Sozialisation. Dazu zählt ehrenamtliches Engagement nicht als Erfüllungsgehilfe oder Lückenfüller, sondern als fester Bestandteil des Teams.
Wir müssen dabei anerkennen, in einer Umgebung von noch bestehenden Milieus zu leben, die oft kein Miteinander praktizieren. In Folge des demografischen Wandels und des Zuzuges von Menschen aus den unterschiedlichen Regionen Deutschlands, Europas und der Welt sind wir eine Gemeinschaft der Einheit in Vielfalt für die im besten Fall Glaube Heimat bedeutet und so eine Bindungswirkung entfaltet. Entwurzelung beinhaltet aber oft auch Entfremdung und damit Distanz. Andererseits ist jeder einzelne Gläubige ein Schatz und bildet ein Teilchen des Mosaikes Gottes. Dazu bedarf es einer Seelsorge im Alltag auf Augenhöhe.
Angesichts dieser Komplexität von Communio ist es unsere Aufgabe mit Angeboten auf die Menschen im Gebiet unserer Pfarrei zuzugehen und die Türen unserer Gemeindehäuser weit zu öffnen. Keine bis ins Detail erarbeiteten Konzepte, sondern im Lebensalltag öffentlich als Christ und Kirche präsent zu sein und auf Menschen zu reagieren und anzusprechen ohne Ansehen der Person, ist unser Weg.
Daher treten wir dafür ein, dass im übertragenen Sinn wo Zwei oder Drei in seinem Namen versammelt sind Gottesdienste gefeiert werden, sich Gruppen und Kreise bilden, damit diese Kristallisationspunkte Orte der Sammlung, der Beziehungspflege und -stärkung, der Information und des Dialogs sind.
Daraus ergeben sich folgende Leitsätze:
-
Orientierung an den Prinzipien des Subsidiaritätsprinzips
-
Regelmäßige Gottesdienst zu festen Zeiten, an Orten, wo sich heute bereits Gläubige
versammeln
-
Der Pfarreirat beschließt zusammen mit den Geistlichen unter Anhörung der
Gemeinderäte und Berücksichtigung der demographischen Entwicklung die
Verteilung der Gottesdienste und –zeiten.
-
Stärkung und Versorgung der „Stammbelegschaft“ und der Ansprache der
Fernstehenden in ihrem jeweiligen Lebensumfeld
-
Zielgruppenorientierte Gottesdienste in Abstimmung mit den jeweiligen Gruppen, die
allen offenstehen.
-
Liturgie als Teamaufgabe von Ehrenamt und Hauptamt auf Augenhöhe (Kompetenzverteilung)
11
-
Vorhandene Charismen entdecken und fördern
-
Ausbildung, kontinuierliche Fortbildung und Einsatz von Gottesdienstbeauftragten
-
Stärkung der ökumenischen Zusammenarbeit
-
Musik als Mittel der Verkündigung; Musik verbindet
-
Andachten, Gebetskreise, Konzerte, Gottesdienste müssen eine Sprache finden, die
die Menschen aller Generationen heute anspricht. Dazu werden neue Modelle
erarbeitet
-
Neue Gottesdienstanlässe und –orte etablieren, Hauskreise als Kristallisationspunkte
bilden
-
Präsenz an Orten der Unterhaltung und des Konsums zu Zeiten, an denen Menschen
diese Orte frequentieren
1.1 Kinder, Familie, Jugendliche und junge Erwachsene
Es ist wichtig, dass Angebote der Pfarrei und der katholischen Kirche für das Potential der Zukunft – die Kinder, Jugendlichen und Familien -überhaupt vorhanden sind. Es muss möglich sein, dass sich Familien mit Kindern, Jugendliche und junge Erwachsene in der Kirche beheimaten können, Glauben, Orientierung und Gemeinschaft auf christlicher Grundlage erfahren und von klein auf eine Begleitung erhalten. Wichtig ist dabei, dass der Kontakt zu den Gemeinden nicht abreißt und zukünftige Generationen heranwachsen, die das Pfarreileben bereichern und gestalten. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf die Bereiche Lebensraum/Freizeitgestaltung, regelmäßige altersgerechte Gottesdienste, Ehrenamtsstärkung und Vernetzung mit Orten kirchlichen Lebens.
In den einzelnen Gemeinden gibt es zwar vielfältige Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien. Gleichzeitig ist festzustellen, dass verschiedene Angebote (zBsp. Kinderchor in St.Konrad) wegbrechen. Mögliche Gründe dafür werden in einer sinkenden Beteiligung Ehrenamtlicher und einer Konkurrenz zu nichtkirchlichen Angeboten gesehen. Um die Attraktivität kirchlicher Angebote zu steigern, sollen Familien, insbesondere die Eltern, stärker in die Kommunionvorbereitung mit einbezogen werden. Durch eine gemeindeübergreifende Vernetzung der Angebote in der Firmkatechese sollen Synergien geschaffen und die Bandbreite für diese Zielgruppe erhöht werden. Dabei ist zu beachten, dass Angebote anlass- und themenbezogen sind, also mehr “Projektcharakter” aufweisen, um den Bedürfnissen von Jugendlichen nahe zu kommen. Solche Projekte können insbesondere durch die Lehrer an den öffentlichen Schulen bekannt gemacht und, wenn möglich, in den Religionsunterricht integriert werden.
12
Um die Vernetzung der Jugend- und Familienarbeit in der Pfarrei zu ermöglichen und das Angebotsspektrum zu erweitern, wird ein Sachausschuss im Pfarreirat eingerichtet. Das Gremium trifft sich mindestens vierteljährlich. Im Pfarreihaushalt sollte ein Haushaltsposten explizit für gemeindeübergreifende Aktionen der Jugendlichen eingeplant werden. Die Schwerpunktangebote einiger Gemeinden (z.B. Pfadfinder in St. Lambertus, Maria Hilfe der Christen und altersspezifische Gruppen) sollen beibehalten und ausgebaut werden und stehen Kindern und Jugendlichen aus der gesamten Pfarrei offen.
Die Ministrantenarbeit soll gemeindeübergreifend von einem hauptamtlichen Mitarbeitenden begleitet und unterstützt werden. An mehreren Wochenenden soll zusätzlich eine gemeinsame Fortbildung der Ministranten mit liturgischen Schwerpunkten, aber auch zum gegenseitigen Kennenlernen stattfinden.
Bei der Umsetzung der Ideen und Maßnahmen in der Pfarrei und den Gemeinden müssen die jeweiligen Ressourcen und Bedürfnisse vor Ort berücksichtigt werden. Dabei sind diese für Familien mit (kleineren) Kindern wohnortnah nötig. Gemeindeübergreifende Maßnahmen kommen für Jugendliche und junge Erwachsene in Frage, möglich sind dabei auch Veranstaltungen an wechselnden Standorten.
In der Pfarrei mit ihren Gemeinden und mit den Orten kirchlichen Lebens können (neue) Synergien genutzt werden. Dazu braucht es neben dem Engagement Ehrenamtlicher eine wertschätzende Begleitung durch das Personal des pastoralen Teams. Wichtig sind feste Personen als Ansprechpartner für diese Altersgruppen aus Haupt- und Ehrenamt.
Besonders bei der Jugendarbeit und Arbeit mit jungen Erwachsenen sehen wir Möglichkeiten, um mit den zugezogenen Personen in Kontakt zu treten, aber auch der Zusammenarbeit und Kooperation mit der zukünftigen Pfarrei St. Johannes der Täufer.
3.3 Senioren
In Spandau und im Speckgürtel gibt es ein breites professionelles Angebot für Senioren im diakonischen Bereich. Daneben wird auf Gemeindeebene ein breitgefächertes von Ehrenamtlichen verantwortetes Angebot unterbreitet.
Die größer werdende Pfarrei darf für den Einzelnen nicht als anonym wahrgenommen werden. Daher soll, was lokal funktioniert, personell und räumlich vor Ort erhalten bleiben. Seniorenarbeit ist heute nicht eindimensional. Die Menschen ab dem Rentenalter stellen auch heute noch eine verlässliche Konstante im Gemeindeleben dar. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass Menschen heutzutage immer älter werden und oft länger vital und gesund bleiben. Sie haben vielfältige Interessen in einer Lebensphase, die bis zu vier Jahrzehnte dauern kann. In diesem Lebensabschnitt haben Menschen oft Zeit, Kompetenzen und Lebenserfahrung, die sie in die Gemeinschaft und das kirchliche Leben einbringen können. Viele suchen nach
13
Kontakten oder Aufgaben, die ihrem Alltag Sinn, Freude und Strukturierung bieten könnten. Andere wieder brauchen ihre Kräfte, um das eigene Leben gut zu gestalten. Wieder andere sind auf Hilfe angewiesen im eigenen Haushalt oder auch in einer stationären Einrichtung. Diesen verschiedenen Bedürfnissen der aktiven und weniger aktiven Senioren sollen unsere Haupt- und Ehrenamtlichen versuchen mit unterschiedlichen Angeboten Rechnung zu tragen. Dies setzt die Kontaktaufnahme und den Austausch voraus sowie, dass diese Personengruppe ermutigt wird, sich zu qualifizieren und möglichst personell zu verstärken und zu verjüngen. Dies beinhaltet, dass die bisherigen Konzepte, vormittags Gottesdienst mit anschließendem gemütlichem Beisammensein nicht aufgegeben werden sollen, aber nicht mehr ausreichend sind. Auch ein projektorientiertes Engagement muss möglich sein. Insgesamt soll die Seniorenarbeit „modernisiert“ werden (Beispiel „Spätlese“ in St. Konrad). So sollen für Senioren adäquate Gruppenangebote, z.B. Bewegungstraining, Tanzen, gemeinsame Theaterbesuche, Kiezspaziergänge oder ähnliches angeboten werden. Dies kann, je nach Aktivität, gemeindeübergreifend stattfinden. Darüber hinaus sollten Angebote wie Nachbarschaftshilfe aufgrund der Erfahrungen während der Corona-Pandemie überprüft werden.
Der Seniorenbesuchsdienst, wie er in St. Konrad etabliert ist, soll, soweit es die personellen Möglichkeiten zulassen, auf alle Gemeinden ausgeweitet werden. Bei alledem ist das christliche Fundament, die Botschaft Jesu, nicht zu vernachlässigen. Die seelsorgerische Begleitung muss gewährleitet werden.
3.4 Diakonie
Ein wichtiger Ansatzpunkt ist der Dienst am Nächsten aus dem Glauben heraus und die Fürsorge für die Schwachen der Zeit. Dazu nehmen wir den jeweiligen Sozialraum in den Blick und entwickeln gemeinsam mit kirchlichen und nicht kirchlichen Trägern, wie der Caritas, der evangelischen Kirche Angebote und Aktionen, die sich am Bedarf orientieren gemäß dem Motto „Not sehen und handeln“. Insbesondere die Orte des kirchlichen Lebens, die Kitas, Schulen, Seniorenwohnanlagen und die Einrichtungen der Caritas bieten sich hierfür als Partner an. Dazu werden wir uns mit diesen vernetzen und in einen regelmäßigen Dialog treten. Auch spezielle Gottesdienstformen, die, wo möglich, allen offenstehen, sollen gemeinsam konzeptioniert und etabliert werden. Dabei werden wir die Neubaugebiete besonders in den Blick nehmen.
Drei Kindertagesstätten in Trägerschaft der Pfarrei gilt es miteinander in engen Kontakt zu bringen – trotz Entfernung und geopolitischer Zuordnung. Als „Arbeit an der Basis“ liegt uns das Wirken mit Kindern und Jugendlichen ebenso am Herzen wie ein generationenübergreifendes Miteinander in der Pfarrei und in den einzelnen Gemeinden.
Um weiterhin in christlicher Nächstenliebe alten und bedürftigen Menschen unterstützend zur Seite zu stehen und sich zum Sozialraum weiter zu öffnen, bedarf eines unserer
14
Seniorenheime mit Gottesdienststandort, dessen Tage auf Grund alter Bausubstanz gezählt sind, eines Neubaus. Dieses umfangreiche Projekt, das zwar viele Schwierigkeiten in Planung und Umsetzung mit sich bringt, liegt der Pfarrei besonders am Herzen.
Menschen in Not erfahren auch bei der Suppenküche der Pfarrei Hilfe. Gerade in der Nähe der Spandauer Altstadt wird dieses Angebot gebraucht und dankbar genutzt. Ob Lions Club oder Caritas – die Pfarrei wird bei diesem Unternehmen bereits unterstützt.
3.5 Evangelisierung
Mit großer Sorge sehen wir die vielen Kirchenaustritte (2019 verließen bundesweit 273.000 und in Berlin mehr als 10.000 Menschen die Kirche) und die Orientierungslosigkeit vieler Menschen in unserer Zeit. Gleichzeitig beobachten wir eine Suche nach Sinn und Spiritualität für das eigene Leben.
Diese Sehnsucht sollten wir unbedingt aufnehmen und ein Angebot aus der Botschaft Jesu aufzeigen. Daher haben sich neben dem Bibelkreis in den Gemeinden unterschiedliche Gruppen gebildet, denen der Glaubensaustausch, die Vertiefung und die Weitergabe am Herzen liegen. So hat sich ein Gesprächskreis „Glaube trifft Alltag“ in St. Konrad gebildet, in Siemensstadt existieren u.a. Gruppen des Neokatechumenalen Weges und verschiedene Gebetsgruppen in St. Marien. Alle vereint das Bekenntnis und die Gemeinschaft mit Christus. Aus dieser Quelle und den Erfahrungen wird deutlich, wie fundamental die Begegnung mit Jesus Christus und dem Evangelium für das eigene Leben sein kann. Sie ermöglicht Veränderungen zum Positiven und Heilungsprozesse in Familien, Ehen und in Freundschaften. Daher sehen wir es als eine Aufgabe an, den Glauben weiterzugeben, ihn zu leben und nach außen zu den Menschen in ihren Alltag zu gehen, um ihnen einen Weg zu Gott zu zeigen. Dazu wollen wir die Aktiven stärken und fördern und unsere Gemeinden und Orte kirchlichen Lebens für Fernstehende und Suchende öffnen. Wir wollen uns den Menschen auf unserem Pfarrgebiet zuwenden und mit ihnen in Kontakt und ins Gespräch kommen.
Des Weiteren sind wir offen für das Gebet um geistliche Berufungen und werden diese fördern.
3.6 Öffentlichkeitsarbeit – Wirken nach innen und außen
Für die neue Pfarrei mit den aktiven und lebendigen Gemeinden ist eine zielgruppen- orientierte Kommunikation mit Gemeindemitgliedern (aktive und passive) jeglichen Alters, aber auch mit allen Menschen im Pfarrgebiet wichtig.
D.h., ein entscheidender Faktor für das Gelingen ist eine ausgeprägte Kommunikationskultur und das Verständnis als Team. Neben regelmäßigen Treffen der Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen sind hier sowohl persönliche Kontakte innerhalb der Pfarrei als auch
15
entsprechende technische Vorrichtungen für den Austausch zu installieren und zu fördern (Stichworte Pfarreisoftware, Cloud, Ehrenamtsbüro, etc.).
Des Weiteren ist im Zusammenhang mit den aktuellen und zukünftigen Wohnungs- baumaßnahmen in Spandau und im Speckgürtel die Willkommenskultur der Pfarrei zu stärken und durch konkrete Maßnahmen soll das Wort Gottes nach „außen“ getragen werden. Dazu werden wir Begegnungsformate, wie die Einladung von Neuzugezogenen zum Cafe mit Vertretungen von Gruppen und Gremien etablieren und die Gemeinderäume für Veranstaltungen und Austausch öffnen.
Folgende Kommunikationsmittel sollen geschaffen, ausgebaut bzw. erhalten werden:
-
Pfarrbrief der Pfarrei Hl. Familie, vierteljährlich angestrebt
-
ergänzt durch: aktuelle Gemeindeinformationen, z.B. Gemeindeblatt/Flyer/
Faltblatt/Newsletter/etc.
-
aktuelle Pfarrei-Webseite mit Einbindung/Verlinkung der Gemeinden / Orte kirchlichen
Lebens
-
offenes Intranet zur Planung von Terminen und Ressourcen (z.B. Räume)
-
Briefe: Willkommens- bzw. Neuzugezogenenbriefe; Geburtstagsbriefe
-
Corporate Design der Pfarrei
-
Stadtteilpastoral: Angebote vor Ort – ggf. in Kooperation mit anderen Institutionen - in
Zuzugsgebieten und bestehenden Gebieten ausbauen und etablieren (z.B. Beteiligung am Begegnungszentrum Siemens2)
Die Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere der Pfarrbrief und die Internetpräsenz werden von der gesamten Pfarrei getragen. Sie wird dabei vom Pfarreirat und dem leitenden Pfarrer inhaltlich verantwortet und gestaltet und kann an Redaktionen delegiert werden.
Die Kompetenzen der ehrenamtlich tätigen Personen sind verbindlich zu regeln. Dazu ist eine Zusammenarbeit im Team geprägt von Achtung und Respekt zu etablieren. Die zahlreichen und vielseitigen Tätigkeiten der Ehrenamtlichen sollen stärker gewürdigt und besser miteinander vernetzt werden (Bsp. Liste von Ansprechpartnern bei Problemen wer kann was?). Die Freude am Miteinander muss kommuniziert werden, um neue Personen (nächste Generation) zu gewinnen.
Um auf das anhaltende „Weniger-Werden“ innerhalb der Kirche zu reagieren – weniger Gemeindemitglieder und Kirchgänger, weniger Ehrenamtliche, weniger Priester, weniger Geld und auch weniger Rückhalt in der Gesellschaft – sollen neben dem Ausprobieren neuer Formen des Kirche-Sein parallel die Fernstehenden (z.B. niederschwellige Gottesdienstangebote) und die Konfessionslosen (z.B. Beteiligung an kommunalen Veranstaltungen) mit der Botschaft Jesu und der Gemeinschaft in Berührung gebracht werden.
16
Dazu müssen konfessionsübergreifende und zivilgesellschaftliche Kooperationen angestrebt und kreative Ansätze in der inhaltlichen Arbeit und Organisation entwickelt werden.
4. Was wir uns vorgenommen haben
Insbesondere folgende Aspekte haben wir uns nach Errichtung der neuen Pfarrei vorgenommen:
4.1 Liturgie
-
Ortsspezifische Stadtteilpastoral
-
Ausweitung des Gottesdienstangebotes (anlassbezogen, Lebenslagen etc.)
-
Verankerung eines Treffens von Haupt- und Ehrenamtlichen in der Liturgie
-
Ausbau und Stärkung der Gottesdienstbeauftragten
-
Bildung eines Ausschusses Gemeinden/Liturgie
4.2 Kinder, Jugend, Familie
-
Willkommensangebote für Neuzugezogene
-
Verstärkung der Kooperation mit Schulen und Kitas
-
Gemeinsame Gruppenangebote- und -fahrten
-
Aufbau eines Treffpunkts/Netzwerks innerhalb der Pfarrei
-
Kontinuierliche, hauptamtliche Begleitung der Kinder- und Jugendarbeit der Pfarrei
4.3 Senioren
-
Aufbau einer bedürfnisorientierten und vielfältigen Seniorenarbeit
-
Begleitung und Unterstützung von Menschen in schweren persönlichen Situationen
z.B. Krankheit, Trauer, Einsamkeit, Hospiz
-
kontinuierliche Begleitung der Seniorenarbeit durch die Hauptamtlichen (z.B.
Personen in Seelsorge, Innovations- Ehrenamtskoordination, Gemeindereferent)
-
Etablierung eines Seniorenbeirats
4.4 Diakonie
-
Erhalt und Ausbau von Angeboten diakonischer Arbeit, wie z. Bsp.: Suppenküche, Besuchs- und Fahrdienste, u. a. m.
-
Vernetzung aller Akteure diakonischen Handelns
-
Entwicklung einer Willkommenskultur vor Ort in den Gemeinden
-
Kooperation mit den muttersprachlichen Gemeinden
4.5 Evangelisierung
-
Präsenz der Kirche in Neubaugebieten z.B. Siemenscampus
-
Offene Kirchen / Gesprächsmöglichkeiten
-
Ausbau der religiösen Kreise
4.5 Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit
Bildung von Redaktion(en) für Pfarrbrief und Homepage
17
-
Aufbau von Internetseite, Pfarrbrief (vierteljährliche Erscheinung angestrebt)
und aktuellen Gemeindeinformationen (Gemeindeblatt/Faltblatt/ Flyer/Newsletter/etc.) -
Entwicklung eines Logos der Pfarrei Hl. Familie
-
Vernetzung mit anderen Ehrenamtsinitiativen
Hauptaugenmerk - Familie generationsübergreifend
Über allem steht unser Streben, dass wir den Familien in unserer Pfarrei eine Heimat geben wollen.
Menschen, die umziehen und somit ihre soziale Nähe und Geborgenheit in Form ihrer bisherigen Netzwerke und Verbindungen nicht mehr tagtäglich leben können, sollen in der Gemeinschaft der Glaubenden ein offenes Ohr, Halt und Unterstützung erfahren.Die bestehenden Aktivitäten in den Gemeinden in den „klassischen“ Formen der Kinder--, Jugend und Familienpastoral sollen fortgeführt und ausgebaut und -- wo sinnvoll – gemeindeübergreifend vernetzt werden.
Die Zusammenarbeit der Pfarrei mit den drei Kindertagesstätten in katholischer Trägerschaft, den Seniorenheimen insbesondere in Trägerschaft der Caritas und dem Seniorenzentrum in Dallgow-Döberitz soll verstärkt werden.Insbesondere die familienliturgischen Angebote haben in mehrfacher Hinsicht einen hohen Stellenwert:
-
- Hinführung der Kinder an den christlichen Glauben
-
- die religiöse Bildung der Eltern und
-
- Bindung der Familie an die Gemeinde
Um besondere Angebote für Familien in der Pfarrei sichtbar zu machen, sollen Kinder- und Familiengottesdienste auf einer Pfarrei-Übersicht besonders gekennzeichnet werden.
So können junge Eltern motiviert werden, mit ihren Kindern in diese Gottesdienste zu gehen. Diese Übersicht wird den Eltern, Kindern und Jugendlichen regelmäßig direkt bzw. durch die Lehrkräfte an den Schulen oder bei sakramentalen Anlässen übergeben.Auch für die Senioren und Kranke als Teil der Pfarrfamilie planen wir an jedem Kirchenstandort regelmäßige Gottesdienste speziell für kranke Menschen, ggf. mit Austeilung der Krankensalbung zu veranstalten. Auch soll das Angebot, kranken Menschen regelmäßig die Kommunion zu bringen, Teil unserer Zielstellung werden.
All dies bedingt eine im Vorfeld der Umsetzung einsetzende Auseinandersetzung mit den einzelnen Mitgliedern und deren Situation im Kontext der Lebenssituation von Familien in der Moderne.
Für all dies ist das Ehrenamt in den Mittelpunkt zu nehmen. 18
-
Unabhängig von der künftigen Besetzung der hauptamtlichen Mitarbeitenden, werden viele Aufgaben von Ehrenamtlichen übernommen. Die Ehrenamtlichen werden noch stärker die tragende Säule unserer Pfarrei sein. Mit den ehrenamtlich Engagierten steht und fällt die Arbeit. Die Ehrenamtlichen benötigen allerdings auch
-
- Eine offene, gezielte, freundliche Ansprache,
-
- koordinierende Unterstützung ihrer selbstständigen Tätigkeit und vor allem
bedarf es
-
- regelmäßiger Wertschätzung und Anerkennung ihrer Tätigkeit.
Gewinnung, Bindung, Dank und Bildung sind Querschnittsaufgaben des Pastoralen Teams, dafür sind zeitliche Ressourcen vorzusehen.
In der heutigen Zeit mit vielen gesellschaftlichen Veränderungen, ist die Möglichkeit des ehrenamtlichen Engagements stark eingeschränkt.Ebenso verhält es sich mit den Jugendlichen (Jugendgruppen, Ministranten etc.). Diese sind durch vermehrte schulische Anforderungen, Auslandsaufenthalte oder Aufnahme des Studiums außerhalb von Berlin/Brandenburg, immer weniger in der Lage, sich einzubringen. Die Anerkennung und Begleitung der Ehrenamtlichen durch das Pastoralteam ist eine unerlässliche Voraussetzung für unsere offene nachaußen strahlende Pfarrei. Dessen ungeachtet sind die ehrenamtlich Tätigen selbst die besten Werbenden für das ehrenamtliche Engagement.
Das Aufgabenfeld Kinder/Jugend/Familie und die Stadtteilpastoral z.B. Siemens2 stellen einen wichtigen Bereich der Pastoral in der Pfarrei dar. Für die besondere Unterstützung dieser Arbeit und der damit verbundenen Ehrenamtskoordination sollte ein gesonderter Stellenanteil, z.B. für Soziale Arbeit/Sozialpädagogik eingeplant werden.
Kapitel II
5. Schutzkonzept6. Übersicht über die Gemeinden und Orte kirchlichen Lebens auf dem Pfarrgebiet, evtl. mit Fotos
7. Texte der AG
19